Absicherung gegen permanent schwankende Weltmarktpreise
Kupferpreis
Die ohnehin bereits sehr hohe weltweite Nachfrage nach Kupfer steigt im Zuge der Energiewende nochmals stark an. Die wichtigsten Handelsplätze für Kupfer sind die London Metal Exchange (LME), die Chicago Mercantile Exchange (CME) sowie die Shanghai Futures Exchange (SHFE). An diesen Marktplätzen schwankt der Kupferpreis monatlich um knapp 10% und jährlich um rund 30%.
Einfluss auf den Unternehmenserfolg
Vom Metallhandel über den Maschinenbau bis hin zur Bauwirtschaft: In der modernen Industrie hängt der Erfolg unzähliger Unternehmen von der Entwicklung des Kupferpreises ab. Je stärker der Einfluss auf das Ergebnis ist, umso relevanter und notwendiger ist das "Hedging" des Kupferpreises und umso höher sollte der "Hedgegrad" sein.
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Möglichkeiten den Kupferpreis zu hedgen
Es gibt zahlreiche unterschiedliche Ansätze um die Abhängigkeit eines Unternehmens von den Schwankungen des Kupferpreises zu reduzieren ("Hedging"). Je nach Branche, Unternehmensgröße und strategischer Ausrichtung kommen unterschiedliche Maßnahmen in Frage. Vier davon werden im Folgenden beschrieben:
Lagerhaltung
Kupferverbraucher haben die Möglichkeit sich durch Lagerhaltung für begrenzte Zeit gegen steigende Kupferpreise abzusichern.
Vor- und Nachteile:
Der größte Vorteil ist, dass bei dieser Methode kein Basisrisiko besteht und dass zugleich das Beschaffungsrisiko abgedeckt wird. Als Nachteile sind der volle Liquiditätsbedarf sowie hohe Kosten zu nennen.
Für Kupferverbraucher
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Automobilbranche
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Baubranche
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Halbzeughersteller
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Maschinenbauunternehmen
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Termingeschäfte
Mit Forwards und Optionen können sich Unternehmen gegen steigende oder fallende Kupferpreise oder auch gegen komplexe Risikopositionen absichern.
Vor- und Nachteile:
Mit Termingeschäften können sowohl Einkaufs- als auch Verkaufspreise mit sehr geringem Liquiditätsbedarf fixiert werden. Größter Nachteil ist die auf wenige Kupferqualitäten begrenzte Produktauswahl.
Für Produzenten, Händler und Verbraucher
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Baubranche
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Halbzeughersteller
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Kupferproduzenten
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Maschinenbauunternehmen
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Metall- und Schrotthandel
Lieferverträge
In bilateralen Verträgen zwischen Kupferlieferenten und Kupferabnehmern können die Preise und Mengen theoretisch über Jahre fixiert werden.
Vor- und Nachteile:
Der Hauptvorteil bilateraler Verträge ist, dass diese sowohl für den Verkäufer als auch den Käufer zu einer Reduktion des Kupferpreisrisikos führen können. Die Abhängigkeit vom Vertragspartner ("Counterparty Risk") stellte dabei den Hauptnachteil dar.
Für Produzenten, Händler und Verbraucher
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Baubranche
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Halbzeughersteller
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Kupferproduzenten
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Maschinenbauunternehmen
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Metall- und Schrotthandel
Preisformeln
Mittels "Preisformeln" (auch "Indexklauseln" genannt) können Industrieunternehmen die Preise ihrer Produkte an den Kupferpreis koppeln.
Vor- und Nachteile:
Preisformeln bieten für produzierende Unternehmen die Möglichkeit ihre Kupferkosten direkt an den Kunden weiterzugeben. Neben einem möglichen Wettbewerbsnachteil ist hier ebenfalls das Counterparty Risk als Nachteil zu nennen.
Für Kupferverbraucher
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Automobilbranche
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Baubranche
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Halbzeughersteller
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Maschinenbauunternehmen
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Kupfer Absicherungsstrategien
Vergleich zweier verbreiteter "Hedgingansätze"
Back-to-back Hedging
Beim sogenannten "back-to-back" Hedging wird jede geöffnete Risikoposition direkt zu einem vordefinierten Prozentsatz (="Hedgegrad") abgesichert:
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Für Kupferhändler bedeutet dies, dass jedes Mal wenn Kupfer (bzw. Kupferschrott) eingekauft wird, ein entsprechendes Gegengeschäft durchgeführt wird. Wie weiter oben beschrieben, kann es sich bei diesem "Gegengeschäft" z.B. um ein Verkaufsgeschäft an einen Kunden und/oder ein entsprechendes Termingeschäft handeln. Wird die eingekaufte Menge dann weiterverkauft, wird auch das Gegengeschäft geschlossen.
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Für Kupferverbraucher bedeutet dies, dass jedes Mal wenn der Verkauf eines Produktes in dem Kupfer enthalten ist fixiert wird (z.B. weil ein Angebot angenommen wurde), die benötigte Kupfermenge durch ein entsprechendes Gegengeschäft abgesichert wird. Hierbei kann es sich z.B. um eine Liefervereinbarung und/oder ein Termingeschäft handeln.
Der große Vorteil des "Back-to-back" Hedging sind dessen intuitiver Ansatz sowie dessen einfache Umsetzbarkeit im Unternehmen. Einzig Hedgegrad und Absicherungsmethode müssen festgelegt werden - ein komplexes Risikomanagementsystem ist hierfür nicht zwingend erforderlich.
Strategisches Hedging
Beim sogenannten "strategischen Hedging" wird die Abhängigkeit des Unternehmens vom Kupferpreis umfassend erhoben und durch einzelne, gezielte Absicherungsgeschäfte auf das gewünschte Maß reguliert.
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Dazu wird anhand von Lagerbeständen, Ein- und Verkaufsverträgen, Marktdaten, Budgetdaten uvm., das Kupferpreisrisiko des gesamten Unternehmens erfasst.
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Werden vordefinierte Grenzwerte, z.B. bei Preislevel, Lagerstand oder bei bestimmten Risikokennzahlen, überschritten, wird durch geeignete Absicherungsgeschäft eingegriffen.
Mittels strategischem Hedging kann die Abhängigkeit eines Unternehmens von den Rohstoffpreisen komplett verändert werden - die Verantwortung liegt in aller Regel daher direkt bei der Geschäftsführung. Es können sowohl kurzfristige Marktchancen als auch langfristige Markttrends ausgenutzt werden.
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"Kupfer" bzw. "Kupfer Hedging"
9. März 2023
Aufgrund der unzähligen Verwendungen von Kupfer im Zuge der „Energiewende“ wird auch in Zukunft mit einem stark steigenden Kupferbedarf gerechnet. Nachdem der Kupferpreis vor ca. einem Jahr (März 2022) mit knapp unter 10000 EUR/t ein neues Allzeithoch an der LME erreicht hat, hat er wieder um ca. 2000 EUR/t nachgegeben.